Meldungen des Jahres 2022

Meldung vom 09. November 2022

Neue Ausgabe der Zeitschrift „Gerbergasse 18“ mit Schwerpunkt FRIEDEN erschienen

Während vor 40 Jahren die unabhängige Friedensbewegung (in Ost und West) mit der Losung „Frieden schaffen ohne Waffen“ die atomare Abschreckungslogik ablehnte, lässt sich heute fragen: Kann es einen Frieden ohne Waffen geben? Mit dem neuen Heft der „Gerbergasse 18“ wird das Themenfeld Frieden historisch und gegenwartsbezogen betrachtet.

Dem Schwerpunkt ist ein Porträt von Wassyl Stus vorangestellt, einem der bedeutendsten ukrainischen Dichter des 20. Jahrhunderts. Er starb 1985 an den Folgen seiner politischen Haft. Der Jenaer Verein „Poesie schmeckt gut“ hat ihm ein Heft der Lyrikreihe „Versensporn“ gewidmet. Die nachfolgenden Themenbeiträge erweitern den Blick auf die Gefahr einseitiger Friedenspropaganda („Friedensstaat DDR“) und den Mut einzelner, die sich unter den Bedingungen der Diktatur für eine friedliche Welt einsetzten, etwa eine Gruppe in Jena, die sich 1982 formierte und 1983 unter dem Namen „Friedensgemeinschaft Jena“ öffentlich in Erscheinung trat. Die Reaktion der Staatssicherheit hieß Aktion „Gegenschlag“, in deren Folge die Mehrzahl der Mitglieder aus dem Land gedrängt wurde. Zu dieser Zeit hatte Lutz Leibner mit seiner Familie bereits die DDR verlassen. Das Umschlagbild „Mensch-Mauer“ der vorherigen „Gerbergasse 18“ (Heft 103) stammt von ihm, Ende August starb der vielseitige Künstler, dem ein Nachruf gewidmet ist.

Die weiteren Heftbeiträge verbindet auf verschiedene Weise der Freiheitsdrang. Geschildert wird der Kampf zweier Frauen um das Werk des dänischen Philosophen Sören Kierkegaard mit Zensur und Druckgenehmigungsverfahren im „Leseland DDR“, die enge Verbindung aus Jazz und Opposition anhand eines Zeitzeugenberichts, die künstlerische Widerständigkeit einer Freiluftgalerie Ende der 1980er Jahre in Jena, sowie die pure Sehnsucht nach Freiheit, die nach dem Mauerbau auch Fluchtversuche über die Ostsee auslöste. Nach bisherigem Kenntnisstand versuchten rund 5600 Menschen, über die Ostsee in den Westen zu fliehen. Die Mehrzahl von ihnen, etwa 80 Prozent, wurden bereits im Vorfeld festgenommen. Ein Greifswalder Forschungsprojekt „Todesfälle bei Fluchtversuchen über die Ostsee“ führte seit 2019 intensive Recherchen zu allen bekannten Opfern des DDR-Grenzregimes an der Ostsee durch und ermittelte 660 Fälle.

Besprechungen zum Streifzug „Freie Spitzen“ über den politischen Witz im Ostblock von Bernd-Lutz Lange, zum Filmporträt „Bettina“ über die Liedermacherin Bettina Wegner von Lutz Pehnert und zur Debatte über die DDR-Zusatzrenten ergänzen die Ausgabe.

Inhaltsverzeichnis und Leseproben finden Sie hier.

Die neue „Gerbergasse 18“ (Heft 104) ist im lokalen Buchhandel oder direkt über die
Geschichtswerkstatt Jena erhältlich.

 
 
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