Meldungen des Jahres 2019
Neuer Lern- und Denkort „Haus der Weimarer Republik – Forum für Demokratie“ steht für Besucher offen
Im ehemaligen Bauhaus-Museum der Stadt Weimar, direkt gegenüber vom Deutschen Nationaltheater, präsentiert sich seit dem 31. Juli 2019 die bundesweit einzige zentrale Erinnerungsstätte zum Gedenken an die erste Demokratie in Deutschland. Die vom Verein „Weimarer Republik e.V.“ konzipierte Dauerausstellung gibt auf etwa 200 Quadratmetern einen Überblick über die Anfänge der Republik 1919 bis zu ihrem Untergang durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933.
Ein 14-minütiger Eröffnungsfilm bietet zeitgenössische Reflexionen der Ereignisse anhand von Medienstimmen, welche historische Filmaufnahmen kommentierend begleiten. Sequenzen des Filmes werden in der Dauerausstellung in Form von Fotos und Zitaten aufgegriffen und runden so das Gesamtbild ab. Die zweisprachige Ausstellung ermöglicht ausgehend von einem zentralen Zeitstrahl in sechs Themeninseln die tiefergehende Beschäftigung mit der Lebenswirklichkeit in der Weimarer Republik. Rund 80 Exponate verknüpfen den Alltag der Menschen und die neuen Möglichkeiten der „Goldenen Zwanziger“ mit den Krisen und Herausforderungen, vor die sich die junge Demokratie gestellt sah. Die Anordnung von Ausstellungsstücken und zugehörigen Texten über- und unterhalb der Sichthöhe sowie deren Schriftgröße beeinträchtigen zum Teil die Informationsaufnahme. Die Radiohörstation, die inhaltliche Tiefe der Medienstationen und die Texttafeln sowie die Aussagekraft der Exponate und die moderne Gestaltung verleihen der Ausstellung ein Gewicht historischer Authentizität. Der Besucher erhält durch historische Film- und Videoaufnahmen in Kombination mit den gezeigten Objekten und den interaktiven, medialen Inszenierungen die Chance, der Geschichte näher zu kommen. Aufgrund der hohen Informationsdichte kann es jedoch manchem Besucher schwerfallen, sämtliche Eindrücke aufzunehmen.
Die schon jetzt gut besuchte Ausstellung schlägt den Bogen zu heutigen Herausforderungen der Demokratie durch Soziale Medien und Künstliche Intelligenz, Klimawandel und Globalisierung, was jedoch in Teilen zu bemüht und abrupt erscheint. Der Versuch der Verknüpfung dieser Themen mit der Weimarer Republik unterbricht die Kontinuität der Ausstellung, während die Thematisierung der „Weimarer Verhältnisse“ dem Aktualitätsanspruch zugutekommt.
Durch die Verbindung von Vergangenheit, Gegenwart und Fragen an die Zukunft versteht sich das „Haus der Weimarer Republik“ als ein Forum für Demokratie, wobei der Besucher die Möglichkeit erhält, eigene demokratische Ideen als Diskussionsanregungen zu Papier zu bringen.
Ein Ausstellungsbesuch eignet sich sowohl für Schulklassen als auch für Familien.
Ab 2021 soll die Dauerausstellung durch regelmäßig wechselnde Sonderausstellungen sowie einen Raum für Seminare und Workshops in einem Anbau ergänzt werden. Somit versteht sich das „Haus der Weimarer Republik“ auch als ein Lernort der Demokratie.
Leah Haase, Julius und Joseph Kölbel
Weitere Informationen: www.weimarer-republik.net
Fotos (5): Katrin Kölbel