Aktuelle Meldungen und Veranstaltungen

Meldung vom 27. Dezember 2024

Neue Ausgabe der „Gerbergasse 18“ zu GEWINN und VERLUST erschienen

Bis heute ringen in der öffentlichen Auseinandersetzung unterschiedliche Erzählungen und konkurrierende Deutungen miteinander, was nach der Zäsur 1989/90 und dem Ende der DDR „gewonnen“ oder „verloren“ wurde. Für manche eine persönliche Bilanz, für andere eine gesamtgesellschaftliche Gewinn-Verlust-Rechnung. Auffällig ist, noch immer werden Begriffe wie „Wendeverlierer“ und „Einheitsverlierer“ verwendet, wobei „Demokratiegewinner“ oder „Freiheitsgewinner“ kaum gebräuchliche Zuschreibungen sind. Dazu passt, dass zum 35. Jubiläum von Friedlicher Revolution und Mauersturz in der öffentlichen Debatte eher die bestehenden Unterschiede als die gewachsenen Gemeinsamkeiten zwischen Ost und West betont wurden. Der defizitäre Blick auf den Zustand von Einheit und Demokratie kann zwar zu neuen Anstrengungen und Bemühungen leiten, aber auch zu Lethargie und Fatalismus führen. Viel zu kurz kommen in vereinfachten Einnahmeüberschussrechnungen die tatsächlichen Gewinne für den Einzelnen und die Gemeinschaft, die ausgehend vom Herbst 1989 auf friedlichem Wege erreicht wurden: eine offene und plurale Gesellschaft, eine nicht perfekte, aber von allen gestaltbare Demokratie, freie Wahlen und soziale Teilhabe, Menschenrechte und Rechtsstaat, Meinungs-, Presse- und Reisefreiheit, das Ende von Unterdrückung und Bespitzelung sowie die Möglichkeit, das eigene Leben selbst in die Hand nehmen zu können.
Die Beiträge im aktuellen Heft der „Gerbergasse 18“ vermessen das Verhältnis von Gewinn und Verlust auf ganz unterschiedliche Art und Weise. So konnte der Verlust von Angst enorme Kräfte freisetzen und damit den (Wieder-)Gewinn von Mitbestimmung und Selbstwirksamkeit einleiten. Mit dem zeitlichen Abstand lassen sich weitere Folgen aus der Überwindung von Teilung und Leid feststellen. Das „Grüne Band“ in Deutschland, entstanden aus der trennenden innerdeutschen Grenze, soll perspektivisch eine gemischte Kultur- und Naturerbestätte bilden, die ihre einzigartige Bedeutung aus Anteilen von Natur, Kultur und Erinnerung erhält.
Durch Beiträge in der Rubrik Zeitgeschichte werden der hartnäckige Mythos vom „Friedensstaat DDR“ entzaubert, eine spektakuläre Verfolgungsjagd am Himmel über Thüringen 1983 geschildert und das ereignisreiche Jahr 1989 in Rudolstadt beleuchtet. Im Bereich Zeitgeschehen werden eine Ausstellung zu Leben und Werk des Ehepaars Elisabeth und Reiner Kunze vorgestellt, das Konzept der Erinnerungsökologie erläutert und die Garagen als kulturgeschichtliches Forschungsobjekt diskutiert. Rezensiert werden Bücher zur deutschen Demokratiegeschichte, zu Selbstzeugnissen aus dem Frauengefängnis Hoheneck und über die erste Museumsdirektorin der Weimarer Republik.

Die aktuelle Ausgabe der „Gerbergasse 18“ (Heft 113) ist im lokalen Buchhandel, ausgewählten Museen/Gedenkstätten oder direkt über die Geschichtswerkstatt Jena erhältlich.

Eine Inhaltsübersicht und Leseproben zum aktuellen Heft finden SIE hier.

Meldung vom 28. November 2024

35 Jahre Friedliche Revolution in Jena. Skizzen eines Aufbruchs – Film und Gespräch am 3. Dezember 2024

Friedliche Revolution und Mauerfall jähren sich in diesem Jahr bereits zum 35. Mal. Was hat die Zäsur 1989/90 mit unserer Gegenwart zu tun und welche Bedeutung erwächst daraus für die demokratische Gesellschaft heute? Was ist vom Aufbruch im Herbst ´89 geblieben?
In einer filmischen Dokumentation der Geschichtswerkstatt Jena sprechen acht Zeitzeuginnen und Zeitzeugen über ihre persönlichen Erlebnisse und Eindrücke. Sie berichten unter anderem über die Stimmung Ende der 1980er Jahre, die sich ankündigenden Veränderungen in der DDR, die friedlichen Proteste und Demonstrationen, die zum Ende der Diktatur führten.
Mit dem durch zahlreiche Fotos angereicherten Videoporträt werden die Ereignisse vor 35 Jahren in Jena neu beleuchtet, durch den kritischen Rückblick wird zugleich der geschichtliche Bogen in die Gegenwart geschlagen.
Nach dem 40-minütigen Filmimpuls schließt sich eine Diskussionsrunde mit beteiligten Zeitzeugen und dem Publikum an. Die Veranstaltung am 3. Dezember 2024 beginnt um 18.30 Uhr in der Rathausdiele (historisches Rathaus am Markt). Der Eintritt ist frei.

 

 

 

 
 
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